Wenn Bild und Ton nicht zusammenpassen

Auf einer unserer Expeditionen kamen wir gerade die Treppe aus dem S-Bahnhof Harburg hoch, als gerade der Bus 443 abfuhr. Fahrtziel: Majestätische Aussicht. Wir hatten einen anderen Plan, aber es war natürlich nur eine Frage von Tagen, bis wir uns auf den Weg machten, diesen klangvollen Ort zu besuchen.

 

Als wir den Bus zur Majestätischen Aussicht einige Tage später besteigen, sind wir natürlich neugierig, was wir vorfinden werden. Der Bus durchquert Harburg, biegt ein paarmal ab und dann sind wir da. Am Rand eines bürgerlichen Viertels mit schmucken Einfamilienhäusern befindet sich die letzte Station des Busses schon unter Bäumen. Dahinter beginnt der Wald der Harburger Berge.

 

Ein paar Schritte weiter finden wir eine Holztafel. Die Aufschrift verrät, dass an dieser Stelle 1729 Georg II, König von Großbritannien und Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg, gestanden hat und gerufen haben soll, dass dies doch eine majestätische Aussicht sei. Direkt dahinter ein tiefer Einschnitt, ein Tal, das sich nach Norden erstreckt und den Blick freimacht, bis zu den Türmen und hohen Gebäuden Hamburgs. So weit, so schön.

 

Heute gibt es keine Könige mehr, dafür im Tal eine vierspurige Autobahn. Die A7 schickt die Fahrgeräusche der Verkehrsteilnehmer von unten herauf und macht die Idylle zunichte.

 

Unser Learning daraus: Es ist meistens nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint. Dinge, die sich verheißungsvoll anhören, können sich als Flop erweisen – und umgekehrt. Und dieser Ort erzählt noch eine Geschichte: die von vergangener Macht.

 

So haben wir es auch auf unserer Reise erlebt: Dinge, die zunächst als lohnend schienen, haben sich als schwer zugänglich und verschlossen erwiesen. Und anders herum sah es in Hamburg-Wilhelmsburg doch zunächst so aus, als sei dort keine Lücke zu entdecken und nun sind wir genau dort in einem Viertel gelandet, dessen Existenz wir erst nach genauem Suchen und mit Hilfe anderer Menschen gefunden haben.

 

Es war eher ein leiser Prozess, nichts Großartiges und schon gar nicht Majestätisch: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es! oder: Dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. (Lukas 17, 20 + 21).“