Wie arbeiten wir eigentlich?

Wie können wir unsere Arbeit eigentlich kommunizieren? Können wir unseren Ansatz übersetzen oder runterbrechen, sodass andere diesen Weg nachvollziehen und selbst gehen können? Und was ist aus unserem Weg jetzt schon zu lernen?

 

Was machen wir?

Vom leeren Blatt her entwickeln, Kontakte aufbauen, Kirche ein Gesicht geben, Hoffnung und Ressourcen anbieten, Gemeinschaft entwickeln und das alles auf verschiedenen Ebenen kommunizieren, ist nicht jederfrau und -man gegeben.

Für diese Art zu arbeiten bedarf es bestimmter Persönlichkeitstypen, die als Pionier:innen beschrieben werden. Nach einer Definition von Jonny Baker (2014, The Pioneer Gift – Explorations in mission: I, Canterbury Press, Norwich) können Pioniere unterschiedliche Sichtweisen und Ideen zu den Dingen und Gegebenheiten entwickeln, „die gerade sind, wie sie sind“. Pioniere sehen künftige Möglichkeiten und arbeiten daran, diese in die Realität zu bringen (Beth Keith, ebd.).

 

Wie arbeiten wir und warum ist das Team so wichtig?

Über die Fähigkeit hinaus, immer wieder zu abstrahieren und Möglichkeiten neu zu denken, ist der Umstand, dass wir als Team unterwegs sind, der entscheidende Faktor dafür, dass wir auf unserem Weg bislang so zügig vorangehen konnten.

Wir befinden uns in einem permanenten Lern- und Entwicklungsprozess. Aus der Kognitionsforschung weiß man, dass Lernprozesse immer einen Wechsel von der Stabilität, in der wir uns sicher fühlen, zur Instabilität und wieder zurück zur Stabilität bedeuten. Die erneute Stabilität kann durch Erfolg oder Misserfolg hergestellt werden, wobei die Variante Misserfolg üblicherweise negativ konnotiert ist.

Im agilen Arbeiten ist die Komponente des Scheiterns jedoch gar nicht so sehr negativ belegt. Vielmehr sind auch und gerade Krisen und/oder Sackgassen wertvolle Situationen, die einen Richtungswechsel, eine Neuausrichtung, eine neue Sicht auf die Situation erfordern.

Gerade Phasen der Instabilität sind allerdings für Einzelne deutlich schlechter durchzuhalten als im Team. Als aufeinander bezogenes Team stabilisieren wir uns gegenseitig in den regelmäßig wiederkehrenden Phasen der Instabilität. Wir verstehen unseren Weg als Pionier:innen und Gründer:innen im kirchlichen Raum entsprechend auch als geistlichen Lernprozess – und unser Team als Lerngemeinschaft.

 

Haltungen

Lernen und Pionier:innen-sein sind miteinander verwandt. Der Begriff des Lernens findet Anwendung, wenn Menschen fähig werden, etwas zu tun, das sie vorher nicht konnten. Das zweite Merkmal ist, dass es sich in und durch Anwendung und Erfahrung manifestiert (vgl.: Heinz Bachmann, Auch lernen will gelernt sein, S. 10). Darum ist für Lernprozesse die Anwendung und die daraus gewonnene Erfahrung elementar. Gleichzeitig entstehen hier die größten Verunsicherungen (Instabilität) gegenüber dem Verbleiben in der Theorie (vgl. ebd.).

Als Team und Lerngemeinschaft begegnen wir uns bei der Reflexion und dem Erschließen des Erlebten und der daraus folgenden Schlüsse für das weitere Handeln mit unbedingtem Interesse. Die dabei immer wieder festgestellten Übereinstimmungen und die gegenseitigen Erweiterungen unserer jeweiligen Sicht durch die/den jeweils andere(n) auf das Geschehen und die Begegnungen helfen uns enorm, um zu einhelligen Entscheidungen über die nächsten Schritte zu kommen. Phasen der Instabilität können in der Teamsituation besser und auch produktiver überwunden werden. In schwierigen Prozesssituationen wird so nicht nur Energie gespart, es wird sogar mehr Energie frei, als zwei einzelne Akteur:innen aufbringen könnten.

Dieser Ertrag wird dadurch unterstützt oder überhaupt erst ermöglicht, dass die Auftraggeber:innen ihrerseits Vertrauen in die Pionier:innen setzen und auf ein Ergebnis vertrauen, ohne dieses vorzugeben und ohne den Prozess direkt zu beeinflussen.

 

Fazit

Es ist nicht die Kombination unserer Wissensstände oder eine besondere Fähigkeit, es sind vielmehr bestimmte Haltungen wie Aufmerksamkeit und unbedingtes Interesse (mit-sein!) der Teampartner:innen (Handlungspionier:innen) untereinander.

Dazu gehört unabdingbar das Vertrauen der Auftraggeber:innen (Ermöglichungspionier:innen), die wesentlich zu positiven Ergebnissen des Pionierhandelns beitragen. Es braucht also Verbündete. Jonny Baker (vgl. The Pioneer Gift,  S. 10) spricht von Abweichlern (dissenters) bei den Pionieren (pathfinding dissenters) und in den Leitungsebenen (authority dissenters). Das Team braucht also auch ein Team (Rückhalt) in der Verantwortungshierarchie.

Hierin besteht ein wichtiges Learning auch für künftige Projekte und/oder Handeln in Kirche und das nicht nur in exklusiven Projekten: Tandems oder kleine Teams können sich gegenseitig stärken und die Teams brauchen Rückhalt in der Leitungsebene.