Raus! Mit dem Bollerwagen auf Tour

Die Tage werden länger, es sind Frühjahrsferien und wir ziehen mit unserem nagelneuen Bollerwagen zum Spielplatz. Dort treffen wir eine türkischstämmige Mutter mit zwei Freundinnen. Wir kennen sie aus dem Nachbarschaftstreff. Eine der Freundinnen ist Mitarbeiterin in einem der örtlichen Supermärkte. Wir drücken ihr einen Flyer für den Kidsklub in die Hand. Findet sie interessant.

 

Im Gespräch wird deutlich, dass sie es noch interessanter fände, wenn sie den Dreijährigen auch bei uns lassen könnte, was leider nicht geht. Ein Thema, das sich durchzieht und uns immer wieder auffällt: Die Frauen, die Mütter sind mit den Aufgaben in der Familie und der Erwerbsarbeit häufig stark belastet - und können Entlastung gebrauchen.

 

Unser gut mit Spielzeug gefüllte Bollerwagen weckt die Neugier der Kinder, aber sie nähern sich am Anfang nur vorsichtig. Das schüchternste Mädchen fragt schließlich, ob man mit den Sachen spielen darf. Danach gibt es eine Kettenreaktion und kein Halten mehr.

 

Faszinierend ist, wie das Angebot angenommen wird. Der Hit sind die Kegelhütchen, mit denen ein Parcours aufgebaut und mit Zeitmessung abgelaufen wird. Immer neue Rekorde fallen. Federball, Dosenwerfen, Diabolo, Straßenkreide. Alle Kinder sind involviert.

 

Eines der Mädchen begrüßt uns gleich zu Beginn. Wir werden wiedererkannt. Ein Geschwisterpaar kommt eigens von oben aus einem der umliegenden Häuser. Sie haben vor gut einem Monat ein fehlendes Teil zu einem unserer Spiele im Gebüsch des Spielplatzes entdeckt. Sie haben es mit nach Hause genommen, aufbewahrt und jetzt, wo sie uns von der Wohnung aus gesehen hat, kommen sie und bringen es uns. Wir staunen.

 

Im letzten Jahr waren wir schon ein paar mal mit dem Bollerwagen auf diesem Spielplatz. Das hat Erinnerungen hinterlassen. Daran knüpfen die Kinder sofort an. Vermutlich wissen wir selbst nicht annähernd, wie wichtig den Kindern das Angebot ist. Nach den Erfahrungen im letzten Jahr haben wir gleich etwas Pausenverpflegung mitgebracht.

 

Simmit (Sesamringe) und Tee werden dankbar angenommen. Manche Kinder greifen richtig zu. Nach Ermunterung geht ein Mädchen mit dem Teller rum und bietet anderen Kindern etwas an. Kinder sitzen gemeinsam auf dem Rand der Sandkiste und halten Kaffeeklatsch. Die Mütter fasten: Es ist Ramadan.

 

Insgesamt waren es zwischen 15 und 20 Kindern. Ein Kommen und Gehen. Manche waren die ganze Zeit dabei. Ein großer Spaß. Rückmeldung von einer Mutter: „Das war super. Ihr müsst öfter kommen.“

 

Aus Fresh X-Sicht sind wir immer noch dabei, unser Quartier zu erforschen und vor allem, Gemeinschaft zu bilden. Das gelingt uns vor allem da, wo wir direkt mit den Kindern in Kontakt sind. Über sie lernen wir auch die Eltern kennen.

 

Die einfachen Spielangebote sind wichtig für die psychosoziale Entwicklung der Kinder. Das gesamte Gelände rund um die Häuser unseres Viertels ist extrem reizarm. Der Spielplatz war an diesem Tag mit Lachen und Freude gefüllt. Neue Kontakte sind entstanden. Und daraus können neue Beziehungen wachsen.